Abb. 1 Patient mit Akne und Rosazea
Helicobacter pylori ist doch unschuldig!
Mit der Entdeckung von H. pylori (HP) schien ein kausaler Zusammenhang mit Rosazea zunächst klar, waren doch 84 % der Patienten HP-positiv. Nachfolgende Studien fanden jedoch keine Unterschiede der HP-Besiedelung im Vergleich zur Normalbevölkerung.
Rosazea
Die Rosazea ist bei 2% der Hautpatienten eine häufige und chronische Gesichtsdermatose im mittleren Lebensalter, die über Jahre und in Schüben verläuft. Auf erythematöser Gesichtshaut entwickeln sich Teleangiektasien, später zentrofaciale Papeln, Pusteln und knollenähnliche Gewebsknoten, die bei starker psychosozialer Beeinträchtigung letztlich in die Isolation führen kann. Eine echte Heilung gibt es nicht, wohl aber gute Tipps für Behandlungserfolge.
Die Rosazea war bereits im 14. Jahrhundert bekannt. Französische Ärzte sprachen damals schon von der „Couperose", ähnlich dem deutschen Wort Kupferfinne. Auch Shakespeare beschreibt schon in „Heinrich V." Männer mit roten Gesichtern und vergrößerten Nasen. Sogar ein Selbstbildnis von Rembrandt beweist, dass auch er betroffen war.
Allein in den USA gibt es 15 Millionen Patienten mit Rosazea. Trotz einiger klinischer Parallelen und ähnlicher Bilder sind Akne und Rosazea doch grundsätzlich verschiedene Krankheiten, die sich aber auch gleichzeitig überlagern können (Abb. 1).
Hellhäutige bevorzugt!
Abb. 2 M. Morbihan: Gesichtsödeme und Nasenbeteiligung
Abb. 3 Teleangiektasien auf der Wange
Abb. 4 Augenbeteiligung mit ziliaren Injektionen
Abb. 5 Üble Nebenwirkung einer falschen Laserbehandlung
Abb. 6 Rotes Auge mit Ulzerationen
Abb. 7 Vier Stunden schutzlos golfen - das nahm die Haut übel
Dr. Michael Schnicke Warnen Sie die Patienten vor der Wirkung der UV-Strahlung!
Die Rosazea findet sich im nördlichen Europa, wo der hellhäutige, rothaarige, keltische Hauttyp vorherrscht, häufiger als im Süden, Frauen erkranken öfter als Männer. Treten derbe Gesichtsödeme mit starker Beteiligung von Lymphgefäßen und besonders Induration der Nase dazu spricht man vom „Fluch der Kelten" (Abb. 2). Die Region Morbihan in der Bretagne mit einem hohen Anteil keltischen Ursprungs hat diesen persitierenden Ödemen auch den Namen Morbus Morbihan gegeben.
Die Symptome: Erytheme, Teleangiektasien, instabile Haut
Zu den Symptomen der Rosazea gehören zunehmende faciale Erythemherde mit „flushartigem" Charakter und Teleangiektasien (Abb. 3). Die leicht irritable, vasomotorisch instabile Haut reagiert überschießend auf interne und externe Stressfaktoren wie Temperaturwechsel (z.B. von der Kälte draußen in die überheizte Wohnung), UV-Bestrahlung ohne Lichtschutz, scharfe Gewürze, heiße, besonders alkoholische Getränke (Vorsicht in der Adventszeit mit Glühwein, insbesondere mit Printen und Spekulatius kombiniert), ferner Seifen, Kosmetika, Parfüm und Deos auf Alkoholbasis.
Außer dem intensiven Erythem und Teleangiektasien weisen noch Papeln und Pusteln, Brennen und Stechen sowie Trockenheit der Haut auf eine Rosazea hin.
Bei 25% der Patienten findet sich eine Augenbeteiligung (Abb. 4) als sogenannte ziliare Gefäßinjektion der Skleren. Im fortgeschrittenen Stadium treten beim „roten Auge"(Abb.6, linkes Auge) noch Ulzerationen und Infiltrationen auf, die unbehandelt zur Erblindung führen können.
Die Psyche leidet mit
Häufig ist das Selbstwertgefühl bei Rosazea-Patienten in Mitleidenschaft gezogen: Neugierige Fragen von Kindern, irritierte Blicke, diskriminierende Bemerkungen („Guck mal: ein typisches Säufergesicht!"), dazu das Gefühl der Ohnmacht über das „verlorene Aussehen" und Selbstzweifel. Bei übermächtigem Seelendruck muss der Psychologe mithelfen.
Finger weg von Fettcremes, Seife, Rasierwasser, Schminke
Grundsätzlich sind alle Fettcremes, reizende Detergentien und Seifen ebenso zu meiden, wie alkoholische Tinkturen, Rasierwasser und Kosmetika. Eindringlich müssen Sie dem Patienten die negativen Wirkungen der UV-Strahlung erläutern, insbesondere bei gleichzeitigem Gebrauch von Metronidazol-Creme (Diese Wechselwirkung steht in jedem Beipackzettel). Abb. 7 zeigt einen Rosazea-Patienten, der völlig ungeschützt vier Stunden auf dem Golfplatz in der Sonne verbracht hatte.
Grundsätzlich sollten die Patienten ihre Haut vor UV-Strahlung schützen. Die besten Schutzmittel sind fettfreie Gele (z.B. Ladival®, Anthelios®) oder solche mit physikalischen Filtern, wobei hier der störende „Weißeffekt" nicht allen kosmetisch gefällt (z.B. Nivea-Baby-Sonnencreme SSF 30 oder Micro-Sonne Schutzlotio SSF 15). Zusätzlich schützt ein abdeckendes Make-up. Elegante Serie: Eucerin Anti-Rötungen; eine Systempflege mit kaschierendem Grünpigment und UV-Schutz. Hautberuhigend wirken immer Kompressen oder Wattepads mit kühlem Schwarztee. Auch die Lotio-Alba-Aquosa 100g über Nacht wirkt durch ihren Zinkgehalt antientzündlich.
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Metronidazol ist die am häufigsten verwendete Substanz in Creme- und Gelform und weist die besten dokumentierten Erfahrungen vor.
Systemisch hilft Minocyclin
Systemisch bevorzuge ich kurzfristig 2x 50mg Minocyclin, dann langsam ausschleichen. Viele Patienten bleiben später bei 1x 50mg pro Woche (sog. Sonntagstherapie) erscheinungsfrei. Eine neue Option für die lokale Therapie ist Pime- und Tacrolimus (Protopic®, Elidel®) hauchdünn aufgetragen, mit gutem Erfolg. Vorsichtig sollte man bei einer Steroidrosazea vorgehen. Hier hilft nur konsequenter Kortisonsalbenentzug.
Kompakt
Mit Messer und Laser ran an die Knolle
Vor allem das Rhinophym (gr. Phyma = Knolle) kann effektiv behandelt werden mit Dermashaving und Dermabrasion (Abb. 8). Ebenfalls möglich sind Kryotherapie, Elektro-Kauter und Laser-Verfahren, wobei die Erfahrung des Operateurs ausschlaggebend ist. Bei Abb. 5 führte die überdosierte Vaporisation mit einem CO2-Laser zur hohen Schmerzensgeldzahlung.
Nicht jede rote Nase ist eine Säufernase
Verurteilen Sie nicht gleich jeden Patienten als Alkoholiker: Die Schwere der Rosazea deutet nicht immer auf exzessive Trinkgewohnheiten hin. 10% der Patienten trinken eindeutig überhaupt nicht. Gleichwohl reicht ein Glas Alkohol aus, das Flush-Phänomen auszulösen, vor allem Rotwein (76% der Probanden, Bier nur 39%). Alkoholverzicht aber lindert die Symptome signifikant!
Ihr Dr. med. Michael Schnicke